Projektbeschreibung
Das Teehausprojekt befindet sich in einem vorstädtischen öffentlichen Park in Yangzhou. Die Stadtverwaltung wollte ein Teehaus im Zentrum dieses Parks errichten, um Besucher vom Stadtzentrum am Wochenende anzulocken und auch für die nahe Dorfbevölkerung. Wir wollten aber mehr. Wir wollten einen Raum schaffen, wo Menschen nicht nur in einem Teehausgebäude Tee genießen können, sondern sich auch in einem geselligen Ort befinden, der mit der natürlichen Umgebung kommuniziert.
Der Standort ist eine halbstündige Autofahrt vom Stadtzentrum und wird hauptsächlich am Wochenende frequentiert. Der Kunde sah ein niedriges Baubudget und geringe zukünftige Instandhaltungskosten vor. Damit bot sich für uns eine gute Gelegenheit den Kunden von Bambus als Hauptfassadenmaterial für dieses Projekt zu überzeugen, und zwar aus vier Gründen. Erstens ist Bambus ein einheimisches Gewächs, das einfach erhältlich und ein günstiges Baumaterial ist. Zweitens ist Bambus in traditionellen chinesischen Gärten immer ein bedeutendes Landschaftselement. In Yangzhou gibt es einen sehr berühmten Garten mit einem Bambusthema. Drittens ist Bambus in traditioneller chinesischer Malerei und in Gedichten nicht nur eine Pflanze, sondern besitzt einen noblen und bewundernswerten Charakter. Letztens und am wichtigsten ermöglicht Bambus die Schaffung von viel Schatten und Halbaußenraum. Dies war die Hauptstrategie des Projekts, um ein kostengünstiges und ökologisches Gebäude zu realisieren, mit einer starken kulturellen Identität. Die Anordnung des Grundrisses soll die chinesische Lebensphilosophie darstellen. Das Gebäude ist als Quadrat von 30 x 30 Metern konzipiert, das auf dem See schwebt. Wie die meisten traditionellen chinesischen Höfe ist es nach außen geschlossen und nach innen offen.
Das Gebäude umfasst vier Teeräume und einen Versammlungsraum, die nach Süden und nach Osten in Richtung See gerichtet sind. Der Empfang, die Toilettenanlagen, die Küche und der Dienstleistungsbereich sind in der nordöstlichen Ecke. Drei Hauptteeräume sind um 30 Grad nach Süden rotiert, um schöne Ausblicke auf den Sonnenuntergang zu eröffnen. Die Anordnung trägt auch dazu bei ein im Zickzack verlaufendes internes Erschließungssystem zu schaffen, welches auch den Charakter von traditionellen chinesischen Gärten widerspiegelt. Die meisten Räume sind von der Fassade zurückversetzt, um mehr Sonnenschutz zu bieten und um der Fassade größere Tiefe zu verleihen. Das Fassadenmaterial für alle Räume ist Ziegel, während das Gebäude selbst eine Betonstruktur hat. Der Kontrast zwischen soliden Mauern und einer durchsichtigen Bambusfassade gibt dem Gebäude verschiedenartige interessante Räume. Die Eingangstür von jedem Teeraum ist speziell entworfen, um den Eindruck eines formellen und grandiosen Eintritts hervozurufen. Das Projekt wurde nicht nur in professionellen Medien veröffentlicht, sondern auch in regionalen chinesischen Tourismus- und Lebensstilzeitschriften. Im Hinblick auf den aufkommenden Markt für Urlaubsortprojekte erkennen wir unter chinesischen Kunden eine steigende Unzufriedenheit mit einem traditionellen oder sogenannten modern europäischen Stil, oder auch mit einem südostasiatischen Baustil. Sie fühlen sich von dieser Art von Gebäuden entfremdet. Anstatt luxuriöser dekorativer Elemente oder modischer Verkleidungen sind ihnen spirituelle Verbindungen und niedrige Instandhaltungskosten jetzt wichtiger. Traditionelle chinesische Gärten basieren auf die gleiche Motivation. Sie sind ein kunstvoller Aspekt der chinesischen Kultur und des chinesischen Lebensstils.
Das Projekt zielt darauf ab dies in eine neue und moderne Entwurfssprache zu abstrahieren und gleichzeitig einige Hauptmerkmale des traditionellen chinesischen Gartens darzustellen. Die entgegengesetzten Beziehungen von Innen- und Außenraum, formell und informell, Gebäude und Landschaft, Einfachheit und Komplexität werden alle dabei harmonisiert. Die Grenze von jedem Raum verschwindet an jeder Ecke des Innenhofes und es ist schwer zu definieren, wo die Fassade ist. Was bleibt ist eine Serie von sich verändernden Räumen, eine Bewegung der Vorstellungskraft.