Projektbeschreibung
Das Konzept für das neue Lutherarchiv in Eisleben basiert auf die Idee der Schaffung einer neuen organischen Baueinheit auf dem Bestand. Anstatt ein neues Gebäude innerhalb eines alten Gebäudes zu bauen wurde eine neue Einheit geschaffen. Das Gebäude leugnet sein Erbe und seine Geschichte nicht, als ein Teil der historischen Struktur der Lutherstadt Eisleben. Gleichzeitig hat das neugestaltete Gebäude eine präzise und vielleicht sogar ungewöhnliche Autonomie, die dem Stadtbild und besonders der Straße neue Impulse gibt. Das Gebäude stellt einen kontextbezogenen Solitär dar.
Außer der vier Außenmauer wurde das Bestandsgebäude an Seminarstraße 2 komplett demoliert. Die externe Treppe zum hinteren Garten hin wurde abgerissen. Die Fassade auf der Straßenseite wurde zu seiner ursprünglichen Optik restauriert, mit einer Struktur mit vier Achsen auf beiden Ebenen (Erdgeschoss und obere Etage).
Da das alte Gebäude den benötigten Raum für die Archive nicht bieten konnte, wurde das bestehende Bauvolumen durch eine Erweiterung auf der Gartenseite ergänzt. Die beiden Außenecken der bestehenden Mauer zum Hof hin wurden bis zu den Ecken der ehemaligen Treppe erweitert. Das neue Dach, das auf das historische Giebeldach basiert, stellt Bezüge zu den Dachkonturen von Eisleben dar, die durch großflächige und steile Dächer geprägt sind. Beim Lutherarchiv gibt es keine Zufälle. Stattdessen folgt die Form den Anforderungen des Gebäudes und der Stadt. Nur auf diese Weise kann etwas Neues entstehen – die Form folgt der Geschichte.
Der Besucher wird von der Großzügigkeit innerhalb des Gebäudes überrascht, die man von den großen Fassadenöffnungen auf der Gartenseite aus nur vage erahnt. Die Erkundung des Lutherarchivs beginnt im Schöpfungsgarten, durch einen prominenten Eingang tief in der Mauer. Die imposante zweigeschossige Empfangshalle verwandelt die zweigeschossige Treppe davor in einen expressiven und atmosphärischen Raum. Unter dem steilen Dach stellt sie Bezüge zu den Gärten, dem Himmel und dem Innenraum her.
Auf dem Erdgeschoss, neben der Eingangshalle, liegen die öffentlichen Räume, die gänzlich barrierefrei sind. Ein einzelnes, großes Gartenfenster gibt dem Seminarraum einen Bezug zum Schöpfungsgarten. Das Fenster ist ausgerichtet, um eine Aussicht nicht nur auf den Garten zu eröffnen, sondern auch auf das Häuserensemble des Geburtsortes von Luther.
Die Bibliothek und die Lagerräume befinden sich auf der oberen Etage und werden durch eine großzügige Treppenstruktur von der Empfangshalle aus erschlossen. Der Bau des Lutherarchivs basiert auf eine homogene Struktur aus Stahlbeton für die Mauer, Decken und das Dach. Neue Fundamente bilden die Basis für diese Stahlbetonstruktur, für das alte Bauvolumen, sowohl als auch für den Aquiferbereich. Die Außenmauer wurden konstruktiv in die neue Stützstruktur integriert, mittels Deckenbalken aus Stahlbeton, Ringbalken und Stützen. Der Putz und der Fugenmörtel wurden von den bestehenden Innenwänden entfernt, um die eigentlichen Materialien der Außenmauer aufzudecken, wie etwa Ziegel und Schlacke. Danach wurden die offengelegten Maueroberflächen mit einem dünnen Löschkalk beschichtet, der die Strukturen sichtbar lässt undsie beschützt. Um die organische Einheit der unterschiedlichen Oberflächen zu intensivieren wurden neue und bestehende Außenmauer mit einer schützenden, leichten Silikatlasur beschichtet. Die Böden im Innenraum sind aus leichtem Estrich. Diese widerstandsfähigen Materialien, zusammen mit den Fenstern und Türen aus dunkler Eiche, sowohl als auch Eichenmöbel und Eiche im Innenraum, erzeugen zusammen eine zeitlose und angenehme Atmosphäre im Innenraum.