Projektbeschreibung
Schon im 2001 international ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Naturhistorisches Museum in Lyon wurde das Konzept des Museums als „Medium zur Wissensvermittlung“ bezeichnet und nicht als Schauraum für Produkte.
Der Platz, auf dem das Museum errichtet werden sollte, ist eine vor 100 Jahren künstlich aufgeschüttete Halbinsel beim Zusammenfluss von Rhône und Saône. Obwohl man wusste, dass dieser Baugrund ein schwieriger ist (wir mussten 536 Pfähle 30 Meter tief zur Verfestigung des Baugrunds einschlagen), war es klar, dass dieses Grundstück städteplanerisch ein wichtiger Ort werden wird. Sollte doch das Gebäude als markantes Signal und Eingangsportal für den von Süden kommenden Besucher dienen und Ausgangspunkt für die städtebauliche Entwicklung werden.
Es war uns klar, dass für die Anforderung, ein Museum für Wissen zu bauen, eine komplexe neue Gestalt als Eingangsikone entwickelt werden musste. Denn nur neue Geometrien und daraus entstehende Formen erschaffen ein merkbares Gebäude.
Wichtig im Konzept war, dass der Besucherfluss von der Stadt zur Pointe du Confluent nicht durch ein Gebäude blockiert werden sollte. Die Überlegung war daher, ein öffentlich frei durchgängiges Gebäude zu entwickeln, das zum Teil nur auf Stützen schwebt, um darunter einen öffentlichen Platz zu entwickeln.
Im Wesentlichen besteht das Gebäude aus drei Teilen. Im leicht angehobenen Sockel (technischer Grund war das hohe Grundwasser) befinden sich neben Lager und Werkstätten für die Produktion der Ausstellungen auch zwei Auditorien (für 327 und 122 Personen) und Arbeitsräume, die auch zu Schulungszwecken für die umliegenden Schulen benutzt werden.
Das Eingangsgebäude, der sogenannte Kristall, ist frei durchgängig und eine vertikale Erschließung der Ausstellungsräume. Über eine Rolltreppe, eine Treppe und eine spiralförmige Rampe gelangt man in den sogenannten Espace liant, eine Verbindungsstraße, an der links und rechts die einzelnen Ausstellungssäle (einer davon ist zweigeschossig) angeordnet sind. Am Ende dieser Straße hat man einen Ausblick auf den Zusammenfluss der beiden Ströme, die Pointe du Confluent. Die Stahlkonstruktion, als Brückenbauwerk berechnet, ermöglichte es, alle Ausstellungshallen stützenfrei zu entwickeln. Über den Ausstellungsräumen befinden sich die Räume für die Administration.
Auf der Plaza unter dem hochgehobenen, fast fliegenden Teil – die Ausstellungsräume kragen teilweise weit aus – befindet sich ein kleiner See, der beleuchtet die Wellenmuster seiner Oberfläche an der Untersicht des Gebäudes spiegelt. Eine Brasserie betont den öffentlichen Charakter dieses Platzes. Im Dachgeschoss befindet sich ein frei zugängliches Terrassen-Cafe.
Im Eingangsgebäude dient eine tropfenförmige Konstruktion als Tragwerk, die formal aus den Turbulenzen, die beim Zusammenfluss der beiden Ströme entstehen, entwickelt wurde. Dieser gravity well reduziert das Gewicht der gesamten Stahlkonstruktion des Eingangsgebäudes um ein Drittel.