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Sozialwohnbau

Sozialwohnbau

Projektbeschreibung

Der diplomierte Architekt Gemaile Rechak, der seit 2006 im Belleville Viertel von Paris lebt, lieferte im Jahr 2010 sein erstes Projekt: die Vorschule namens Le Chat Perché in Breteuil. Er wurde daraufhin für den Prix de la Premiere Oeuvre (Preis für das Erste Werk) 2010 nominiert und gewann den Hauptjurypreis der Trophées Batiactu (Batiactu Trophäen) im Jahr 2011.

Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man die Qualitäten eines Grundstücks zur Geltung bringen kann. Es basiert auf die Idee von Zusammenkunft und Wahrnehmung, als Begegnung mit einem Ort, seiner Geschichte, seiner Topologie, seiner Hydrometrie und seinen Nutzungen. Sensible Wahrnehmung ist ein Ansatz, der uns erlaubt das wahrzunehmen, was auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Gemaile Rechak strebt die Schaffung einer urbanen Existenz an, die durch die Bebauung und die Transformation von Grundstücken und Landschaften eine Erkenntnis des Geländes zeigt. Für dieses Projekt, das sechzehn soziale Wohneinheiten umfasst, bietet das Atelier Gemaile RECHAK intuitive Schwellen, die alle Wahrnehmungsebenen ansprechen, sowohl als auch die urbanen, privaten und landschaftlichen Aspekte des Grundstücks, als Erkundung.

Die erste Schwelle ist die Konfrontation zwischen einer lärmintensiven Hauptstraße und einem Projekt, das seine urbane Funktion erfüllt. Die Bestimmung der Struktur und der Dimensionen der zwei Fassaden, die von der Straße aus sichtbar sind, bewahrt die Verbindung zwischen einem Geflecht aus kleinen Häusern und Gebäuden von bis zu fünf Geschossen näher zum Stadtzentrum. Die Variationen von Fülle und Leere erinnern an die Welt eines Hauses mit einem Garten, wobei die unterschiedlichen städtischen Maßstäbe des Geländes verbunden werden, von einem individuellen zu einem gemeinschaftlichen Wohnbau. Die Zusammensetzung dieser Konstruktion gehört zur Transformation dieser städtischen Verflechtung.

Im Gegensatz zu der aktuellen Nüchternheit der Straße lädt die Holzfassade einen herzlich ein, nach Hause zu kommen. Der gewobene Effekt des Materials evoziert einen wohnlichen Innenraum. Dadurch wird das Städtische und Zeitgenössische des Projekts bestätigt und einen geschützten Raum für die Bewohner angedeutet, der von der Straße zurückversetzt ist.

Das Ensemble besteht aus 16 Wohneinheiten, 4 Gebäuden, einem Eingang und drei Treppenhäusern. Die allmähliche Erhöhung der Ebenen wird durch einen halbprivaten und gemeinschaftlichen Bereich für die freie Zirkulation ausgedrückt, als Fortsetzung des Weges von der Straße zum Wohngebäude. Nur wenn man durch die Eingangstür (der einzige Zugang zum Gebäude) eintritt verzweigt sich dieser helle, offene Weg – weder eine Passage noch ein Flur – plötzlich zu mehreren mögliche Routen und Zielen. Eigentlich ist es kein Gebäude mit sechzehn Wohneinheiten, sondern sechzehn Einheiten, die in vier unterschiedliche Gruppen angeordnet sind, jede mit ihrer eigenen Identität und eigenen Einrichtungen. Im Gegensatz zu einem straff organisierten und überwältigenden Gebäude, sehen diese Einheiten weniger wie ein Wohnblock aus und mehr wie ein Projekt, das zwischen Sozialwohnbau und Eigentumswohnungen ansetzt. Die breiten Durchgänge und die gemeinschaftlichen Räume laden dazu ein sich um das Ensemble zu bewegen und betonen die Idee des Heimkommens. Alle Durchgänge genießen natürliches Tagesicht und begünstigen daher Wahrnehmungen auf dem Weg zwischen der Straße und der Wohnung.

Im Zentrum des Gebäudeblocks gibt es ein weiteres Beispiel dafür, wie Raum behandelt wird. Der Plan für den Block zeigt ein überraschend vielfältiges städtisches Profil, der von Erdgeschossebene bis hin zu fünf Geschossen reicht, von der Straße bis zum hinteren Teil des Grundstücks und wieder zurück. Die Einheiten sind alle um einen Garten angeordnet, der einheitlich angelegt ist, während eine Markise in der Nähe der Reben des angrenzenden Grundstücks sich zur weiten Landschaft hin öffnet. Die Bewohner, mit dem Stadttrubel im Rücken, genießen eine nahe Aussicht auf den ruhigen Garten und eine Fernsicht auf die weite Landschaft des Montmorency-Tals.

Obwohl die Dichte von den Nutzungsanforderungen auferlegt wurde, erlauben die Zusammensetzungslinien des Projekts die Konzipierung einer großen Bandbreite von Wohneinheiten. Es gibt, zum Beispiel, zwei Doppelhäuser, einige Wohnungen mit Terrassen auf Gartenebene usw. Obwohl dies keine Vorschrift war, sind alle Einheiten barrierefrei und die breiten Durchgänge bieten einfachen Zugang zu den Wohnungen. Die Wohneinheiten sind alle nach Südwesten gerichtet mit einer Aussicht auf den Garten und größtenteils auch auf die weite Landschaft. Diese besonderen Innenraumbedingungen tragen dazu bei, dass die Bewohner sich wie zuhause fühlen. Während die Durchgänge einen einladen „irgendwo hinzugehen“, geben die Wohneinheiten einem das Gefühl „irgendwo zu sein“. Dies ist vielleicht das beste Beispiel der Absichten des Architekts.

Die Holzverkleidung veranschaulicht sowohl die Vielfalt der unterschiedlichen Elemente des Projekts als auch seine übergreifende Einmaligkeit. Das Projekt erscheint als durchgehende Falte, deren Horizontalität zum Garten und der Terrasse führt, bevor sie die Rampe des Parkplatzes elegant bedeckt. Dann wird sie auf der Fassade vertikal und letztendlich dreht sie sich auf dem Dach um und erscheint wieder auf der Fassade zur Straße hin.

Dieses Merkmal ist daher ein Element, das einen Raum definiert, der die Privatsphäre der Einheit unterstreicht, aber sich gleichzeitig zum Außenraum hin öffnet. Sein Weg von der fernen Landschaft zum Garten und zum öffentlichen Raum der Straße symbolisiert die versichernde Aufmerksamkeit und Fachkenntnisse, die allen Aspekten des Grundstücks und des subtilen Projekts gewidmet waren.

 

Sozialwohnbau

  • Paris
  • Frankreich
Fertigstellung: 2016
Material
  • Metall
  • Holz
  • Fassadenverkleidung

Art des Gebäudes

Architekturbüro