Projektbeschreibung
Man nähert sich dem Gebäude durch den Süd Garten über einen tänzelnden Weg aus zueinander versetzten Betonquadraten, vorbei an deinem puristischen Teichquadrat . Zurückhaltend fügt sich das Haus zwischen den vorhandenen und vehement verteidigten alten Baumbestand. Dieser wurde nur behutsam um wenige Sträucher ergänzt, und verleiht dem Grundstück trotz seiner geringen Größe einen parkähnlichen Charakter.
Das Bestandsgebäude aus den 50er Jahren wurde wegen der Zwänge einer vorhandenen gemeinsamen Kommunwand mit dem Nachbargebäude, als entkernte Hülle in eine neue Gesamtform integriert sowie energetisch ergänzt. Zusammen bilden der Bestandsbau und seine Ergänzung den neuen Baukörper, der als KW 55 Haus konzipiert ist. Dieser zeigt sich als ein reduzierter warmgrau verputzter Kubus mit groß dimensionierten dunkelgrauen Fensterelementen, aufgelockert durch Öffnungsflügel aus lasierter heimischer Eiche. Die teilweise tiefen Leibungen der Fassade sind im Erdgeschoss begehrte Sitznischen, im Obergeschoss bilden sie einen dreidimensionalen Rahmen, der die Natur zum Kunstwerk fasst. Neu ergänzt wird das Gebäude durch ein allseitig zurückspringendes Staffelgeschoss. Umhüllt von einer Außenhaut aus vorbewittertem Titanzink, wirkt es mit seinen schrägen Blechfälzen wie ein fest verschnürtes Paket.
Eine einläufige Stahltreppe erschließt das Innere mit seinen grosszügigen Raumhöhen. Wie aus einem Stück Blech gefaltet, windet sie sich von Keller bis ins Staffelgeschoss. Sie ist zentrales Gestaltungselement des gesamten Hauses. In ihrer Mehrfachfunktion nicht nur Treppe sondern raumgreifendes Regal, Bibliothek und überdimensionaler Setzkasten.
Der Innenraum folgt der reduzierten Architekturhaltung. Weiß verputzte Flächen kontrastieren mit kargen unbehandelten Sichtbetonwänden und -decken sowie geglätteten Estrichböden. Durch den Verzicht auf überflüssige Elemente entsteht eine zurückhaltend aufgeräumte Atmosphäre. Die Vorliebe für diese Grobheit bedeutet jedoch auch Verzicht auf Makellosigkeit. Die schroffe Materialität, mit ihren sichtbaren Spuren des Bauens, bildet den Hintergrund für die Inszenierung von inspirierter Kunst und handwerklichen Gestaltungsstücken und unterstreicht den provisorischen Werkstattcharakter der Wohnform.
Der große Wohn- und Essraum im EG ist Nord/Süd orientiert, erstreckt sich über die ganze Gebäudetiefe und öffnet sich durch die großen Fensterelemente in den Garten. Gelebte Möbelklassiker sind gemischt mit rohen Industriemöbeln, einem puristischen Holztisch mit einfachen Bänken und Fellüberwürfen. Großflächige Kunst, afrikanische und europäisch bäuerliche Elemente ergeben eine raue, warme Atmosphäre.
Im Küchenbereich bildet ein sockelloser Block aus grauen linoleumbelegten Multiplexplatten das freistehende zentrale Küchenelement mit seinen technischen Funktionen. An der Arbeitsfläche aus offenporigem Sandstein und großem Edelstahlbecken, steht man sich kommunikativ beim gemeinsamen Kochen gegenüber. Raumhohe, wandbündige Schränke mit Eichen- und Lackoberflächen, nehmen Kochwerkzeuge, Geräte und Geschirre auf.
Ein offener Werkraum empfängt im Obergschoß mit zentral platzierter langer Arbeitsplatte auf Böcken, und bildet so, Treffpunkt und gemeinsamen Werkplatz für die künstlerisch und handwerklich ambitionierten Nutzer.
Zwei abgeschlossene Apartments mit dazwischen liegendem gemeinsamen Bad und Ankleide für die Teenagertöchter der Familie, schließen sich hier an. Zusätzliche Dachoberlichter in diesen Bereichen erhellen die bereits großzügig belichteten Räume zusätzlich.
Das Staffelgeschoss, Rückzugsort für das Elternpaar separiert eine begehbare Kleiderkammer und den Schlafbereich mit Panoramafenster vom Badezimmer. Freistehende Elemente wie Badewanne und Waschzylinder gepaart mit antiker Holzbank, geben der Möblierung Zufälligkeit, welche die drei Raumfunktionen zu einem lässigen Baudoir verbindet.