ARCHIPENDIUM von Architekten für Architekten

Bekleidung

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In der Theorie des 19. Jahrhunderts stellt die Bekleidung oder das Gewand (die Wand) eine zentrale Rolle dar. Die Konzentration auf die Tektonik, also der tragenden Bauteile des Hauses (Säule, Stützen, Gebälk), diente zur Definition der Wand als reine Bekleidung. Abbe Laugier und in der Nachfolge Gottfried Semper legten den Grundstein zur Annahme, dass die Wand ein frei zu gestaltendes Bauteil wäre. Damit konnte dieses Bauteil zu den freien Künsten gezählt und aus dem eigentlichen Architekturkanon entlassen werden. Die Wand konnte frei gestaltet werden, was mittels Ornamenten, Farben und Oberflächen zum Teil ausufernd im 19. Jahrhundert genutzt wurde.
Adolf Loos war einer der Vertreter, der die Wand und damit die Bekleidung des Hauses auch durch seine Beschäftigung mit dem Theater in die Hochmoderne überführte. Erst durch die Definition der reinen Gestaltungsfunktion (nicht tragend) wurde die Wand als Bekleidung des Hauses quasi überflüssig. Lange horizontale Fensterflächen (Villa Savoye von Le Corbusier) oder Ganzglasfassaden (Bauhaus) wurden dadurch im Denken über Architektur möglich.