Das Einfamilienhaus basiert auf den Worten unus=eins, familia=Familie und Haus. Somit stellt dieser Bautyp eine direkte Visualisierung einer soziologischen Umschichtung zur Kleinfamilie dar.
Im 19. Jahrhundert, gefördert durch die Industrialisierung, mußte die stark wachsende Gesellschaft Gebäudetypen erfinden, die unterschiedlichsten Bedürfnissen genügten. Aus dem Cottage und der Villa hat sich die kleinste Variante individuellen Wohnens herausgebildet. Das Einfamilienhaus stellt eine massenhafte Bewohnung mit individueller Note dar. Diese Bautypologie wurde für die neu entstandene Mittelschicht mit ausreichendem finanziellen Einkommen entwickelt.
Das freistehende Wohnhaus befindet sich meist in einem Gebiet mit einer hohen Anzahl von ähnlichen Gebäuden. Diese stehen auf ähnlich großen Grundstücken in einer Art serieller Reihung. So läuft die Idee des Einfamilienhauses der Individualisierung, die es eigentlich darstellen soll, entgegen. Bereits in der Moderne ist das Einfamilienhaus zu einem Massenkonsumgut geworden.
Das Einfamilienhaus kann entweder pseudo-individuell gestaltet werden oder als standardisiertes Gebäude von einem Entwickler erstanden werden. Dieser Typus zeigt die Erkenntnis der Bauentwickler, daß das Einfamilienhauses ein hohes Gewinnpotenzial besitzt. Insbesondere die Hinwendung zu quasi-romantischen Landstilen oder Repräsentationsbedürfnissen durch Säulen u.ä. fanden millionenfache Erwerber.
Erst die Moderne hat das sentimentale Charakterzug des Einfamilienhauses herausgearbeitet und in sein Gegenteil verdreht. Dadurch sind die markantesten Häuser der Moderne Einfamilienhäuser. (z.B. Meisterhäuser in Dessau)
Heutzutage gibt es alle Arten von Einfamilienhäusern. Eine hohe Anzahl dieser Bauten wird durch Eigenleistungen der Eigentümer erstellt. Dadurch ist zumeist die architektonische Qualität zweifelhaft.