ARCHIPENDIUM von Architekten für Architekten
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Bauten sind immer ein Teil einer größeren Struktur oder reagieren auf diese größere Umgebung. Bauten und Architektur gliedern sich daher in den Kontext ein und schaffen gleichzeitig einen neuen Interpretationsraum. Architektur entsteht meistens bereits vor dem Entwurf, da der Entwerfer mit einer speziellen Schulung und Ausbildung und einem eigenen Erfahrungshorizont ausgestattet ist. Vor dem Entwurf macht sich der Planer mit dem Ort, dem genius loci, vertraut. Dieser genius loci beschreibt metaphysisch und physisch den umgebenden Raum. Metaphysisch wird die Atmosphäre erfasst, physisch die umgebenden Raumstrukturen, städtischen Bewegungen, Dominaten, Bezüge, sozialen Eigenheiten, historische Bezüge etc. Aus diesem formt der Architekt im Zusammenhang mit der Bauaufgabe die Ausformulierung der Entwurfslösung.

Eine Bauaufgabe ist aber nicht damit gelöst alle Faktoren zu überlagern. Es handelt sich eher um das sorgfältige Abwägen einzelner Faktoren. Architektur und Stadt können nur weitergeschrieben werden, wenn eigene Interpretationen und Einflüsse in die Form einfließen.

Die Eingliederung eines Bauwerks oder eines Stadtraums kann über wenige oder vielfältige Bezüge erfolgen. Auch empirische Daten der Nutzung können z.B. einen sozi-ökonomischen Bezug herstellen.

Moderne Architektur und Städte sind nicht nur als ganzheitliche Konstrukte zu verstehen. Auch die bewusste Abkehr vom Kontext schafft neue und sinnvolle Räume. Diese tabula rasa Idee, wie z.B. von Rem Koolhaas genutzt, kreiert gewollte Brüche, die spannende Räume schaffen können. Denn jede Aktion eines Planers ist letztlich eine Reaktion auf einen Kontext, auch wenn dieser verneint wird.