Werden Pfosten für eine Konstruktion eingesetzt, an denen horizontale Riegel angebracht werden, wird im Bauwesen bei Fassaden von der Pfosten-Riegelkonstruktion gesprochen. Dieses Bauverfahren kommt dann zum Einsatz, wenn große Gebäudeflächen als Glasfassade zu erstellen sind oder wenn anspruchsvolle Konstruktionen für gläserne Dächer bei einem Bauwerk geplant sind. Insbesondere wenn hohe Geschosswände oder ganze Gebäude einheitlich mit einer Fassade auszustatten sind, zeigt die Pfosten-Riegelfassade ihre Stärken.
Das moderne Bauverfahren ermöglicht filigrane Konstruktionen, bei denen die sichtbaren Fugen auf ein Mindestmaß von 35mm reduziert werden konnten. Dabei ist eine Fassade als Pfosten-Riegelkonstruktion ein tragendes Bauteil, das bei den Werten der Wärmedämmung mit einem Passivhaus vergleichbar ist.
Ein besonderer Vorteil besteht darin, dass Elemente vorgefertigt oder direkt am Bauwerk produziert werden können. Pfosten-Riegelfassaden können als Einzelelemente bestellt werden, die am Bauwerk nur zusammengesteckt werden müssen und zumeist automatisch miteinander verriegeln. Nachteilig sind die relativ hohen Kosten, die etwa ein Drittel über denen einer Elementfassade liegen.
Für die Pfosten und Riegel werden in der Regel bandverzinkte Stahlrohre genutzt, in denen die Drainage verläuft. Einigen Hersteller bieten diese tragenden Konstruktionselemente mit integrierter Verschraubung an, andere setzen auf ein Einraststystem. Aus profiliertem Aluminium oder Stahl bestehen die Pressleisten, die nach ihrer Montage die Füllelemente aufnehmen.
Als Füllelemente werden je nach architektonisch vorgegebener Gestaltung Bauteile aus Stahlblech, Kunststoff oder Glas verwendet, wobei Glaselemente in der Regel den weit überwiegenden Teil der Füllelemente ausmachen.
Die Glasscheiben werden mindestens als Doppelverglasung, meist aber in Dreifachverglasung verbaut. Dadurch entsteht eine gute Wärmeschutzdämmung und die Sicherheitsbedürfnisse der Bewohner können mit einer Durchschusshemmung von FB4 weitgehend befriedigt werden, ohne das ein Mehraufwand notwendig wird.
Außerdem weisen Pfosten-Riegelfassaden aus dreischichtigem Glas eine Einbruchhemmung der Klasse RC3 auf, womit die dritthöchste Zertifizierung nach DIN EN 1627 bis 1630 erreicht wird, die über dem in Deutschland gebräuchlichen Standard liegt.
Sind für einzelne Fassadenbereiche Füllelemente aus anderen Materialien vorgesehen, kann durch eine geschickte Materialauswahl eine ähnlich hohe Durchschusshemmung erreicht werden, die auch als Splitterschutz bei Explosionen dient.
Einzelne Elemente einer Pfosten-Riegelfassade können mit einfachen Fenstern ausgestattet werden, es können Sonnenschutzsysteme vor der Fassade angebracht oder witterungsgeschützt dahinter installiert werden.
Bei den von außen sichtbaren Profilleisten ist die Materialauswahl überaus vielseitig. Holzprofile können auf Stahlunterträger geschraubt werden, ebenso Kunststoffleisten oder solche aus Edelstahl. Dabei sind inzwischen Profilbreiten von lediglich 50mm möglich, die bei bestimmten Voraussetzungen auf 35mm reduzierbar sind.
Bei den Innendichtungen kommen hochelastische Banddichtungen zum Einsatz, die einfach in den Pressrahmen gesteckt werden. Diese Dichtungen weisen mindestens einen Entwässerungskanal auf, um Kondenswasser abzuleiten und so eine Staunässe zu unterbinden. Es werden Dichtungen mit bis zu drei Entwässerungskanälen angeboten, die übereinander angeordnet sind. Da diese Dichtungen in den Schraubkanal gepresst werden, ist eine exakte Führung vorhanden, durch die Feuchtigkeit effizient abgeleitet wird.
Bei der Pfosten-Riegelfassade werden Stahlpfosten oder solche aus Aluminium verwendet. An die vertikalen Pfosten werden horizontale Riegel angebracht. Auf Pfosten und Riegel werden anschließend Pressleisten aufgeschraubt oder eingerastet. In die können dann nach Belieben die Füllungselemente eingebracht werden, die in der Regel aus Glas in mehreren Schichten bestehen. Alternativ sind Kunststoffelemente verwendbar oder es werden Stahlblechplatten verwendet.
Inzwischen werden vorwiegend Riegelverbinder aus Aluminium eingesetzt. Die werden mit Oberleisten und Unterleisten aus Stahl verbunden, und als Abdeckprofile kommen solche aus Aluminium, Stahl, Kunststoff und Holz in Frage, was je nach Breite der Profile facettenreiche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.
Erstaunlich ist die Tragfähigkeit dieser Riegelverbinder, über der Lastabtrag auf die Pfosten übertragen wird. Hier sind inzwischen verschraubbare Verbinder erhältlich, deren Einzeltragfähigkeit die Grenze von 1.000kg weit überschritten hat.
Einzigartig für eine Fassade ist das integrierte Entwässerungssystem in der Pfosten-Riegelfassade. Damit keine Staunässe entstehen kann und Schwitzwasser oder Kondenswasser ablaufen kann, fungiert die Pfosten-Riegelkonstruktion zeitgleich als Drainage.
Eine besondere Rolle spielen Pfosten-Riegelfassaden in der Dachkonstruktion. Bereits ab nur 2° Neigung können durch diese Bauweise großflächige Glasdächer realisiert werden, Glaskuppeln oder formenfreie Konstruktionen sind nahezu uneingeschränkt möglich. Dabei sind die Belastungswerte beeindruckend.
Bei Prüfungen zur Schlagregendichtigkeit wurden absichtlich Wassermengen von 3,4l/(m²min) anstatt nur 2 l/(m²min) verwendet. Trotzdem hielten alle Dichtungen und es drang kein Wasser durch die Glasdachkonstruktion.
Ebenso überzeugend sind die Ergebnisse bei der Stoßfestigkeit. Dabei wurden Versuche mit erhöhter Beanspruchung nach Cahier 3228 du CSTB Méthode dʼessai De choc sur vérriere durchgeführt. Aus eine Höhe von 2,40m schlug ein Gewicht von 50kg auf einem Pfosten-Riegelglaselement auf, ohne dieses zu beschädigen oder gar zu durchbrechen.
Außergewöhnlich ist die Fähigkeit dieser Fassadenkonstruktion bei der Erfüllung von Sicherheitsaspekten. Das deutlich gestiegene Sicherheitsbedürfnis gerade bei Gebäuden für Behörden, Banken, Versicherungen oder Finanzdienstleistern kann mit einer Pfosten-Riegelfassade ohne zusätzliche Maßnahmen weitgehend befriedigt werden. Wird die übliche Dreischichtenverglasung gewählt, so entsteht eine durchschusshemmende Wand der Klasse FB4, die auch vor den schweren Folgen einer Explosion einen angemessenen Schutz bietet. Einige Hersteller bieten dazu Spezialverglasungen an die mit FB5 und FB6 die höchstmögliche Durchschusshemmung aufweisen.