Das Wort Rustika verweist auf das grobe, rustikale Aussehen des maßgeblichen Bauteils eines Hauses. Der Verweis zielt auf den ländlichen Charakter der Gestaltung. Das grob gehaltene Bauteil ist das Sockelgeschoss eines Gebäudes. Ab dem Manierismus im 15. Jahrhundert wurden oft auch die ersten zwei Geschosse als Rustika ausgebildet. Ab der Renaissance findet diese Bauart eine weite Verbreitung. Aber erst im Manierismus verbreitet sich die Rustika überregional und wird als stilbildendes Bauteil verwendet. Dabei werden grob behauende Quadersteine, das sogenannte Bossenwerk oderauch die Bosse, als äußere Abschlussschicht vorgesehen. So entsteht ein starker Kontrast zu den proportional wohlgestalteten Fassaden der höher gelegenen Geschosse. In den der Hochrenaissance folgenden Bauphasen entwickelt sich, unter anderem durch Andrea Palladio, der bürgerliche Palast außerhalb der Stadt. Durch die Verwendung der Rustizierung entsteht der Eindruck der Verbindung zur umliegenden Natur. Aber auch in den Städten entwickelt sich diese Bauart. In Florenz erhält die Villa Medici-Riccardi eine erdgeschossige Rustika. Der Palazzo Pitti in Florenz zeigt neben der Rustika auch große und grob wirkende Fenster, die den Eindruck der Wehrhaftigkeit noch unterstützen. Der Palazzo Strozzi, ebenfalls in Florenz, wird sogar komplett mit einer Rustika überzogen.