ARCHIPENDIUM von Architekten für Architekten
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Die Säule ist eines der Hauptelemente in der Architektur. Anhand der Säule lässt sich ein Hauptteil der abendländischen Architekturgeschichte ablesen. Bei der Säule handelt es sich um eine Stütze mit annähernd antropomorphen Proportionen. Sie besteht u.a. aus Basis, Säulenschaft und Kapitell. Der Querschnitt einer Säule ist rund oder polygonal. Die Stellung wird als Voll,- Halb- oder Dreiviertelsäule definiert. In die Wand eingebaute Säulen werden Pilaster genannt.

Säulen tragen im Ursprung Dächer, Gewölbe, Architrave oder ganze Wände. In der Entwicklung der Architektur verlieren die Säulen graduierlich ihre tragende Funktion und werden oft nur noch dekorativ verwendet.
Die Entwicklung und Einteilung der Säulen wurden in Säulenordnungen vorgenommen. Diese regelten die Höhe, den Durchmesser und die Aufteilung der Säulen. Die Säulenordnungen bilden den Architekturkanon der europäischen Architekturgeschichte. Die Ordnungen wurden den jeweiligen Epochen angepasst, bauen aber aufeinander auf.
Die ältesten Säulen stammen aus Ägypten. Sie sind aus Stein hergestellt, weisen aber Details von Holz- oder Schilfbau auf. Bei näherer Betrachtung ist der Herkunft aus dem Holzbau zu vermuten. Immerhin handelt es sich bei dem Säulenbau um eine Art Elementbau, der aus eigenen, in sich abgeschlossen Bestandteilen besteht. Dieses wird auch als Hinweis auf den Holzbau verstanden.

Die ägyptische Säule wurde von den Griechen über Persien und Kleinasien übernommen und weitergeführt. Hier entstand als älteste Ordnung. Dieses ist die dorische Säule nachfolgend haben sich die Hauptkategorien ionische Säule und  korinthische Säule herausgebildet. Abwandlungen und Erweiterungen wurden teilweise hinzugezogen, verschwanden aber im Laufe der Zeit.
Säulen unterliefen in ihrer Entwicklung eine Reihe von Wandlungen und Unschärfen. Romanische oder gar gotische (Pfeiler) Säulen zum Beispiel folgen keiner Ordnung. Erst in der Renaissance wurden die Säulen wieder in Anlehnung an das klassische Griechenland und Rom verwendet und bildeten ab da an das Fundament der nachfolgenden Architekturepochen.
In der Neuzeit wurden Säulen freier und moderner genutzt.

Ab der Frühmoderne verschwand die Säule als stilbildendes Merkmal der Architektur. Die Wand und die großflächige Verglasung, ermöglicht durch die Bautechnologie, ersetzten die Säule. In einigen späteren Baustilen, wie der Postmoderne, wurden Säulen wieder verwendet.
Der Abstand in der Stellung von Säulen wird „Interkolumnation“ genannt. Diese beschreibt die Achsweite oder das Joch. Durch die gezielte Nutzung dieser Abstände können visuell unterschiedliche Motive erzeugt werden. Die Zusammenfassung von Säulen, wie zum Beispiele die Doppelsäulenstellung im Petersdom im Vatikan, erzeugen ebenfalls eigene Anmutungen.
Die Stellung vor einer Wand oder einem gesamten Gebäude bildet die Schattenwirkung oder die Tiefe des vorliegenden Bauteils. Säulen können weit vor einem Bauwerk stehen oder so weit in eine Wand hineinragen, dass diese nur noch teilweise hervorstehen (Pilaster). Die einzelnen Säulentypologien wurden von unten nach oben stets gemäß der historischen Entwicklung genutzt. So stehen dorische Säulen immer unter dorischen. Korinthische Säulen stehen immer als oberste Bauteile. Dieses ist anhand des Collosseums in Rom gut ablesbar.

Säulen stehen auch für bestimmte Körperfiguren. (anthropomorphe Proportionen) Die dorische Säule steht als Sinnbild für den gestärkten männlichen Körper. Oft werden diese Säulen für entsprechende Bauten, wie Gefängnisse, genutzt. Die ionische Säule wird durch die Schlankheit dem weiblichen Körper zugeordnet. Die korinthische Säule steht stellvertretend für den Körper eines jungen Mädchens. In dieser Art werden die Säulen auch für Bauten genutzt.
Bauten mit einem männlichem Schutzpatron erhalten oft dorische Säulen. Dieses sind Kirchen wie St. Peter, St. Paul etc. Die ionische Säule wird für Bauten mit weiblich-mütterliche Heilige verwendet. Die korinthische oft für Bauten deren Schutzheilige die Jungfrau Maria ist.
Säulen wurden meist für wichtige Bauwerke genutzt. In der Frühzeit standen diese vor Verwaltungsbauten, Kirchen oder militärischen Anlagen. Erst ab der Renaissance wurden Säulen auch vor privaten Palästen verwendet. Dieses ist ein Hinweis auf das wachsende Selbstverständnis des erfolgreichen Kaufmanns und Bürgers.