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Vorgespannte Decken

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Vorgespannte Decken kommen bei Gebäuden zum Einsatz, bei denen aufgrund der Raumgröße die schlaffarmierten Stahlbetondecken auf ihre Grenzen stoßen. Diese Halbfertigteile werden in der Regel mit Breiten von bis zu 3m und Stärken von 80mm bis 120mm für den Gebäudebau angefertigt, wobei Spannweiten von bis zu 13m realistisch sind.
Je nach benötigter Tragfähigkeit und Spannweite werden als Längsverstrebung Spanndrahtlitzen mit zumeist sieben Drähten verwendet, die im Regelfall bis zu 15,7mm Durchmesser aufweisen. Diese Spanndrahtlitzen können mit bis zu 191kN Zug belastet werden, was bei 12 Litzen eine Spannkraft von 2295kN ergibt. Als querliegende Bewehrung kommt Stabstahl zum Einsatz, meist als Baustahl Bst500, der über der Spannstahlbewehrung eingelegt wird.
Grundsätzlich werden diese Halbfertigteile als verlorene Schalung produziert, es ist also das Einschalen und spätere Ausschalen nach dem Durchhärten des Beton überflüssig. Die Unterseiten der vorgespannten Decken weisen eine derart hohe Oberflächenqualität auf, dass nur die Fugen gespachtelt werden müssen. Das Auftragen von Putz entfällt, denn die fertig angelieferte Deckenunterseite ist direkt streichbar oder kann tapeziert werden.
Vorgespannte Decken sind als vorgefertigte oder teilvorgefertigte Decken erhältlich, die der DIN 1045-1 beziehungsweise der ÖNORM EN 13747 entsprechen. Der Unterschied zwischen diesen Deckenausführungen liegt in der Bewehrung. Bei vorgefertigten Decken ist die Bewehrungsstahlkonstruktion für das Aufbetonieren von Ortbeton bereits auf dem Halbfertigteil fest installiert. Die teilvorgefertigten, vorgespannten Decken müssen auf der Baustelle nach dem Einpassen des Elements in die Konstruktion noch mit der notwendigen Bewehrung versehen werden, bevor mit Ortbeton die Konstruktion gefüllt wird.
Bei einigen Bauwerken entfällt eine weitere Bewehrung für den Ortbeton, wenn das Halbfertigteil bereits ausreichend Tragfähigkeit besitzt. Dann wird der Kontakt zwischen dem angelieferten Bauelement und dem Ortbeton über eine sehr raue, profilierte Oberfläche auf der Oberseite der vorgespannten Decke hergestellt.

Vorgespannte Decken bringen einige entscheidende Vorteile mit sich:

  • Schalungsarbeiten sind bei der Verwendung von vorgespannten Decken unnötig.
  • Das schwierige, gleichmäßige Spannen der Spannstahllitzen auf der Baustelle wird vom Fertigteilwerk übernommen.
  • Eine Bewehrung muss nur teilgefertigt werden oder dieser Arbeitsschritt entfällt vollständig.
  • Wegen der dünneren Betonschicht härtet der Beton schneller aus, wodurch Anschlussarbeiten nahezu verzugsfrei begonnen werden können.
  • Durch die Fertigung der Bauteile im Werk sind diese stabiler, weshalb geringere Deckenstärken ausreichend sind. Das reduziert die Höhe des Gebäudes und verringert so die Fundamentlast.