Beim Bau der ersten Hochhäuser im Stahlskelettbauverfahren in den USA wurden fertige Fassadenelemente von oben in Führungsschienen eingelassen, die nur noch fest mit der tragenden Konstruktion zu verbinden waren. Dieses Verfahren erinnerte an das Herunterlassen eines Vorhangs im Theater, weshalb sich schnell der Begriff Curtain Wall durchsetzte – die Vorhangfassade, die gelegentlich auch als Vorhangwand bezeichnet wird.
Vorhangfassaden sind in Deutschland nach der DIN EN 13119 zu konstruieren. Darüber hinaus gibt die DIN EN 13830 Vorhangfassaden – Produktnorm Vorgaben für die Beschaffenheit des Materials in einer Vorhangfassade. Generell werden Vorhangfassaden nur bei Bauwerken in Skelettbauweise verwendet. Eine Vorhangfassade besteht in der Regel aus großflächigen Einzelelementen, die den Leerraum zwischen dem vertikalen Konstruktionsskelett eines Gebäudes ausfüllen und so die Funktion einer raumabschließenden Außenwand vollständig übernehmen. Diese Fassadenart wird als Doppelfassade, als Pfosten-Riegelbauweise oder als Elementfassade ausgeführt.
Dabei sind Vorhangfassaden so konstruiert, dass sie lediglich sich selbst tragen, vom Gebäude aber keine statischen Belastungen auf sie einwirken. Für diese Bauart ist eine CE-Zertifizierung notwendig.
Die Vorhangfassade wird öfter mit der vorgehängten, hinterlüfteten Fassade verwechselt oder gleichgesetzt. Dabei sind die Unterschiede gravierend. Die vorgesetzte, hinterlüftete Fassade wird auf einer Außenwand auf einem Rahmengestell montiert und ist eine Kaltfassade. Die Vorhangfassade bildet in sich das Außenbild des Gebäudes und zugleich eine vollständige, raumabschließende Außenwand, weshalb sie eine Warmfassade ist.
Vorhangfassaden aus Glas oder solche aus Stahlblech oder Kunststoff in Verbindung mit einem Wärmedämmverbundsystem und einer Innenwandschicht machen den größten Teil aller verbauten Vorhangfassaden aus.
Bei einer Vorhangfassade als Glasfassade wird doppeltes oder dreifaches Isolierglas verwendet. Da keine Innenwandschicht vorhanden ist und eine Wärmedämmschicht ebenso entfällt, ist diese Bauweise überaus platzsparend. So konstruierte Gebäude weisen oftmals einen Wendelgang entlang der Fassadenwände auf, der um den eigentlichen Nutzbereich des Bauwerks herum führt. Grund dafür ist, dass dieser Flurbereich mit seinem relativ großen Volumen als zusätzliche Wärmedämmung genutzt wird, was der Bauweise einer Doppelfassade entspricht. So heizen sich die Innenräume im Sommer nicht auf und im Winter kann erheblich bei den Heizkosten eingespart werden.
Kommen sichtgeschlossene Frontelemente zum Einsatz oder Kombinationen aus Glas und einem anderen Baustoff innerhalb eines Elements, so ist immer ein schichtweiser Aufbau der Einzelelemente für eine Vorhangfassade notwendig. Diese vorgefertigten Bauteile werden in der Regel aus Stahlblech, Kunststoffen oder aus Holz produziert.
Dabei geht der Trend eindeutig in Richtung Kunststoff, was verschiedene Gründe hat. Kunststoffelemente in Vorhangfassaden sind lichtbeständig, besitzen eine eigene hohe Isolationswirkung, sind bedingt flexibel bei Windeinwirkung, verrotten nicht bei Regen, Schnee oder durch UV-Einstrahlung, sind sehr leicht und können nahezu jede natürliche Oberfläche nachahmen. So werden Hochhäuser mit Vorhangfassaden aus Kunststoffelementen errichtet, die optisch wie Ziegelmauerwerk, eine Holzfassade, ein Marmorpalast oder frisch verputzt wahrgenommen werden.
Obendrein lassen sich in den Elementen Versorgungsleitungen und Lüftungssysteme unkompliziert einsetzen. Mit einer zusätzlichen Wärmedämmschicht und einer wohnlichen Innenwand entstehen Elemente, mit denen in kurzer Zeit kostengünstig vollständige Außenwände konstruiert werden, die zudem optisch überaus reizvoll sind.
Werden Vorhangfassaden aus Stahlblech oder Holz produziert, sind fast immer Teile eines jeden Elements mit Isolierglas ausgestattet.
Vorhangfassaden kommen nahezu ausschließlich bei der Skelettbauweise zum Einsatz. Durch diese vorgefertigten Bauelemente wird für gewöhnlich der vertikale Leerraum in einem Skelettsegment ausgefüllt. Dabei dient die Vorhangfassade nicht nur der gestalterischen Verkleidung des Bauwerks. Die Vorhangfassade ist die einzige Fassadenart, die nach ihrer Montage vollständig die Funktion einer Gebäudeaußenwand übernimmt und auch so konstruiert wurde.
Zeitgleich ist ein Element für eine Vorhangfassade im Vergleich zu einer regulären Außenwand deutlich leichter. Dies ist möglich, weil die Vorhandfassade außer dem Eigengewicht keine statischen Lasten zu tragen hat. Entsprechend vielseitig sind die eingesetzten Materialien und Konstruktionsweisen.
Von der grundlegenden Konstruktionsweise gleich, sind verschiedenste Ausführungen einer Vorhangfassade oder Vorhangwand im Bauwesen in Gebrauch. Bei großen Bauwerken, wie Hochhäusern, Bürokomplexen, Klinikbauten oder Messehallen werden in der Regel großflächige Einzelelemente zu einer Vorhangfassade zusammengebaut. Traganker und Stützanker werden dazu an tragenden Bauteilen des Gebäudeskeletts montiert, sodass die Einzelelemente daran vorgehängt werden können. Benachbarte Bauelemente werden dann witterungsbeständig miteinander verbunden, wobei kaum sichtbare oder verdeckte Fugen entstehen. Diese Einzelelemente sind zur Innenseite mit einem festen Baumaterial, beispielsweise mit Porenbetonsteinen oder -blöcken ausgestattet. Anschließend folgt eine Wärmedämmschicht die von der äußeren Fassadendeckschicht abgedeckt ist.
Um die notwendige Stabilität bei geringem Gewicht zu erreichen, werden hier Produkte in Wabenbauweise, geschäumte Kunststoffe, Hohlkörper oder Bauteile mit besonderen Isolationsmerkmalen eingesetzt, auch in Kombination miteinander.
Um Vorhangfassaden auch für kleinere Bauten nutzbar zu machen, sind Schienensysteme erhältlich. Dabei werden an den Tragankern profilierte Schienen in vorgegebenen Abständen angebaut. In diese Schienen können anschließend fertige, relativ kleine Elemente eingehakt oder eingeschoben werden, die in sich ein komplettes Teilstück einer Außenwand mit ansprechender Fassade beinhalten. Diese Art der Vorhangfassade mit Kleinelementen eignet sich auch für Massivbauten und wird besonders gerne bei der Altbausanierung verwendet. Vorteil ist, dass nach dem Anbringen der Halteschienen an der tragenden Gebäudestruktur fast nie Werkzeug benötigt wird. Die Elemente werden eingehakt oder eingeschoben, rasten im Nachbarelement ein und sind durch die Schienen sicher verankert.