ARCHIPENDIUM von Architekten für Architekten

Naturfaser

Vorzugsweise Jute, Baumwolle, Kokos, Hanf und Sisal werden für die Herstellung von Bodenbelägen genutzt. Dabei sind durch den Trend zum ökologischen Wohnen und Bauen Bodenfliesen und Auslegewaren entstanden, die durch ihr Design, die Langlebigkeit und etliche Nebeneigenschaften, wie Trittschalldämmung oder Wärmedämmung überzeugen.

Bei den Naturfasern wird zwischen drei großen Gruppen unterschieden. Zu den Samenfasern gehören Baumwolle, Rohkolben oder Wollgras. Die Bastfasern werden aus dem verholzten Teil einer Pflanze gewonnen. Dabei stehen Bambus, Hanf, Jute aber auch Papyrus, Kiefer oder Linde im Fokus der herstellenden Betriebe. Hartfasern werden in der Regel aus Abáca, Flachs, Sisal, Ananas, Agaven, verschiedenen Palmenarten oder Kakaobäumen gewonnen.

In der Definition dürfen nur solche Produkte die Bezeichnung „Naturfaser“ tragen, wenn der Ausgangsrohstoff mechanisch verarbeitet aber nicht chemisch aufbereitet wurde. Damit sind chemisch behandelte Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen ausgeschlossen und müssen unter der Bezeichnung Regeneratfasern geführt werden.

Eine Sondergruppe der Naturfasern wird aus tierischen Grundstoffen (zumeist aus dem Fell von Tieren) oder aus Mineralien hergestellt. Vorzugsweise werden für die Bodenbelagsherstellung Wolle, meist von Schafen oder Samt genutzt.

Bodenbeläge aus Naturfaser werden zumeist gewebt und in Bahnen auf eine klebende Folie aufgetragen. Wollen Bauherren oder Innenarchitekten vollständig auf Kunststoffe verzichten, können diese Naturfaserböden auch ohne Klebefolie ausgelegt werden. Dann muss der Boden gespannt werden. Sind mehrere Bahnen nebeneinander notwendig, werden diese von Hand vernäht. Damit ist sichergestellt, dass der Naturfaserboden frei von Schadstoffen jeder Art ist. Diese Bodenbeläge werden zumeist nachbehandelt, bevor sie zur Auslieferung kommen.

Diese Nachbehandlung beinhaltet eine Faserbeschichtung, die wasserabweisend sowie schmutzabweisend ist und zudem die Abriebfestigkeit erhöht. Dabei werden in der Regel harzhaltige Mittel aus Naturharzen verwendet. Ebenso kommen Naturprodukte wie Steinöl, Balsamterpentinöl oder Bienenwachs und Carnaubawachs zum Einsatz.

In der modernen Raumgestaltung werden zunehmend Mischmaterialien eingesetzt, wobei beispielsweise Samt und Sisal, Wolle mit Samt oder Hanf mit Baumwolle zu einem Bodenbelag verarbeitet werden. Durch diese Mischung hat sich das gestalterische Spektrum der Naturfaserböden deutlich erhöht. Bei den Farben werden zumeist Rottöne oder Brauntöne angeboten. Naturfarbene Bodenbelege sind die Regel. Selten sind blaue, grüne oder andersfarbige Bodenbeläge erhältlich, denn die Auswahl färbender Naturprodukte in verschiedenen Farben ist gering und oftmals überaus kostspielig.

Naturfaserteppiche sind antibakteriell, antistatisch, hoch belastbar, wärmedämmend, trittschalldämmend und zu 100% biologisch abbaubar, wenn sie nicht auf einem Verlegeuntergrund aufgeklebt sind.