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Le Corbusier Städtebau

Le Corbusier Städtebau

Titel Le CorbuZum 50. Todestag des Architekten, Stadtplaners und Theoretiker Charles-Édouard Jeanneret-Gris, genannt Le Corbusier, ist das revolutionäre Buch „Urbanisme“, auf deutsch „Städtebau“, im DVA Verlag als Neuauflage des Originals erschienen.
Den Inhalt fasste Le Corbusier bereits 1925 zusammen. In der Phase der Frühmoderne, in der die Abwendung von dem traditionellen Städtebau des Stadtblocks, der Flanieralleen und der pitoresken Stadtansichten am klarsten sichtbar wurde, erschien die Grundlage der späteren umstrittenen „Charta von Athen“. Diese Charta festigte die Maximen des modernen Städtebaus des Solitärs, der autogerechten Stadt und der Massenwohnungsbauten.
Das Buch fasst die wichtigsten Ideen zum modernen Städtebau zusammen. Dabei verfährt Le Corbusier essayistisch und vereint doktrinäre Aufrufe, mit statistischen Tabellen, Grafiken und Schaubildern zur Stadt der Zukunft.
Seine Beobachtungen zum Paris des 19. Jahrhunderts waren der Auslöser. Die dichte und chaotische Stadt, mit der „Fäulnis der alten Städte“, die durch „die Intensität der modernen Arbeit“ die Menschen entnervte, war die Inspiration zur Reflektion über einen neuen Stadtkontext. Bereinigte Städte mit bis zu drei Millionen Einwohnern wurden entworfen. Diese Städte sollten Autobahnen und Landeplätze für Flugzeuge mit „unermesslichen Parks“ vereinen. Le Corbusier bezog sich hierbei auf seine Vorgänger, den vorstädtischen Gartenstädten aus den Anfängen des Jahrhunderts. Auf dieser Grundlage entwarf er den notorischen „Plan Voisier“, der die Grundlage für den Tabula Rasa Ansatz moderner Stadtplanung auch beispielsweise eines Rem Koolhaas wurde. Die Innenstadt Paris sollte dem Plan zufolge in eine moderne, gerasterte Stadt mit Wolkenkratzern umgestaltet werden. Die Reaktionen der Pariser waren dementsprechend heftig.
Aber für Le Corbusier war die moderne Stadtplanung nicht nur ein reiner Funktionalismus. Für ihn war Stadt und Architektur auch immer ein Zeichen des Zusammenlebens. Für ihn war Stadt etwas organisches, das „in eine Ordnung“ gebracht werden musste. Dieses ist daran erkennbar, dass bereits in den dreißiger Jahren seine Auseinandersetzungen mit Architektur auf quasi-natürliche Grundlagen gestellt wurde, wie etwa dem Modulor-Maßsystem, das auf den Proportionen einer Seeschnecke beruht. Seine städteplanerischen Arbeiten, wie etwa für Algier, wurden geschwungener und die Materialien direkter und damit natürlicher.
Das Buch „Städtebau“ stellt damit einen Ausschnitt aus Le Corbusiers Denken dar, der den Anfang und den radikalen Bruch mit den Anfängen des 19. Jahrhundert markiert. Am deutlichsten wird das Buch vor dem Hintergrund der Schriften eines Camillo Sittes, der eine Generation früher den Städtebau der alten Stadt vehement verteidigte.
Le Corbusiers Buch über den modernen Städtebau ist somit ein wunderbares Fenster in die Vergangenheit des Denkens über Stadt als funktionalistische und abstrakte Maschine zur Erlangung einer anderen, moderneren Gemeinschaft: Eine theoretische Grundlage unserer Städte, wie wir sie in all ihren Widersprüchen und Brüchen kennen.

 

Le Corbusier Städtebau
DVA
randomhouse.de/dva
ISBN 978-3421039842
29,99 €
17,9 x 24,9 cm
288 Seiten
Deutsch
Hardcover
2015